Vögel
Wajdi Mouawad
Premiere am 15/09/2019 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden
"Ein raffiniertes Spiel mit Identitäten bietet Daniel Kunze mit seiner Inszenierung des Erfolgsstücks „Vögel“ von Wajdi Mouawad am Staatstheater Wiesbaden. Ein sehenswerter Theaterabend, der mit wenig Ausstattung große Wirkung entfaltet." SWR
"Ein raffiniertes Spiel mit Identitäten bietet Daniel Kunze mit seiner Inszenierung des Erfolgsstücks „Vögel“ von Wajdi Mouawad am Staatstheater Wiesbaden. Ein sehenswerter Theaterabend, der mit wenig Ausstattung große Wirkung entfaltet." SWR
Eine jüdische Familie auf drei Kontinenten. David, der Vater, der sich in einer langen Genealogie als Zwerg auf den Schultern der Geschichte sieht. Eitan, sein Sohn, der angehender Gen-Forscher ist und durch den Blick ins Mikroskop die Freiheit der menschlichen Entscheidung sieht. Es ist zuerst Davids Welt, die brüchig wird, als ihm Wahida, eine Amerikanerin mit palästinensischen Wurzeln, als mögliche Schwiegertochter vorgestellt wird. Seine Ablehnung ihr gegenüber setzt einen Mechanismus in Gang, der ihn, ähnlich dem Ödipus, zu einer größeren Wahrheit führt.
Mit der Verortung des Stückes im nahen Osten erhält das Thema eine Schärfe und traurige Brisanz. Denn in dem langen Ringen um Verständigung zwischen Israel und Palästina, ist die Rolle der Identität, der eigenen und vor allem der kollektiven Erzählung durch Mythen und andere Gemeinsinn stiftende Dinge, von überlebenswichtiger Bedeutung. Und so stellt der neue Text von Wajdi Mouawad die Frage danach, was uns als Menschen ausmacht, definiert, prägt. Er beschreibt den Widerstreit von individueller und kollektiver Identität, von Erziehung und Erbe, von Subjekt und Volk. Und er lässt diese zwei Haltungen im besten dialektischen Sinne gleichwertig aufeinanderprallen: Einerseits der Mensch als unbeschriebenes Blatt. Als durch die Wissenschaft von kulturellem oder religiösem Ballast befreit und seines eigenen Glückes Schmied. Auf der anderen Seite die Einsicht, dass der Mensch das Glied einer langen Kette von Schicksalen ist, verbunden und geprägt durch die Erfahrungen derer, die uns vorausgingen und mit der Pflicht der Weitergabe an die, die nach uns kommen.
Dabei verweigert sich der Text einer einfachen Lesart als Generationenkonflikt, ist mehr als eine Beschwörung von progressiver gegen konservative Weltanschauung, Kosmopolit gegen Heimatverbundenen. Er lotet Widersprüche auf beiden Seiten aus und sucht Verbindungen. Gerade Begriffe wie jener der „Heimat“ erfahren im Zuge einer neuen rechten Identitätspolitik eine Renaissance. Schnell ist man dann versucht, sich von solcherlei traditionalistischen Dogmen loszusagen. Aber vielleicht ist die Antwort auf solch eine Identitätspolitik gerade nicht Identitätslosigkeit? Aber was dann? Diese Frage bitte auf die Bühne, aber schnell.
Es spielen: Mira Benser, Christoph Kohlbacher, Christian Klischat, Sybille Weiser, Angelika Bartsch, Benjamin Krämer-Jenster, Christina Tzatzaraki
Regie und Textfassung: Daniel Kunze, Bühne: Dorothea Lütke Wöstmann, Kostüm: Sophie Leypold, Dramaturgie: Susanne Birkefeld, Fotos: Karl & Monika Forster
Mit der Verortung des Stückes im nahen Osten erhält das Thema eine Schärfe und traurige Brisanz. Denn in dem langen Ringen um Verständigung zwischen Israel und Palästina, ist die Rolle der Identität, der eigenen und vor allem der kollektiven Erzählung durch Mythen und andere Gemeinsinn stiftende Dinge, von überlebenswichtiger Bedeutung. Und so stellt der neue Text von Wajdi Mouawad die Frage danach, was uns als Menschen ausmacht, definiert, prägt. Er beschreibt den Widerstreit von individueller und kollektiver Identität, von Erziehung und Erbe, von Subjekt und Volk. Und er lässt diese zwei Haltungen im besten dialektischen Sinne gleichwertig aufeinanderprallen: Einerseits der Mensch als unbeschriebenes Blatt. Als durch die Wissenschaft von kulturellem oder religiösem Ballast befreit und seines eigenen Glückes Schmied. Auf der anderen Seite die Einsicht, dass der Mensch das Glied einer langen Kette von Schicksalen ist, verbunden und geprägt durch die Erfahrungen derer, die uns vorausgingen und mit der Pflicht der Weitergabe an die, die nach uns kommen.
Dabei verweigert sich der Text einer einfachen Lesart als Generationenkonflikt, ist mehr als eine Beschwörung von progressiver gegen konservative Weltanschauung, Kosmopolit gegen Heimatverbundenen. Er lotet Widersprüche auf beiden Seiten aus und sucht Verbindungen. Gerade Begriffe wie jener der „Heimat“ erfahren im Zuge einer neuen rechten Identitätspolitik eine Renaissance. Schnell ist man dann versucht, sich von solcherlei traditionalistischen Dogmen loszusagen. Aber vielleicht ist die Antwort auf solch eine Identitätspolitik gerade nicht Identitätslosigkeit? Aber was dann? Diese Frage bitte auf die Bühne, aber schnell.
Es spielen: Mira Benser, Christoph Kohlbacher, Christian Klischat, Sybille Weiser, Angelika Bartsch, Benjamin Krämer-Jenster, Christina Tzatzaraki
Regie und Textfassung: Daniel Kunze, Bühne: Dorothea Lütke Wöstmann, Kostüm: Sophie Leypold, Dramaturgie: Susanne Birkefeld, Fotos: Karl & Monika Forster